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Heiner Franzen

Set

Zeichnung, Video, Installation

 

Heiner Franzen (Jg. 1961) ist ein Zeichner der fulminant über Möglichkeiten und Bedeutung der Zeichnung zu erzählen weiß, so dass dem Gegenüber schon einmal der Kopf vor lauter Zeichen, Hinweisen und Andeutungen schwirrt. Er ist auch ein Zeichner, der die Grenzen des klassischen Mediums überschreitet, die Zeichnung mit Objekt und Video verbindet und dessen komplexe Arbeiten, den Betrachter in besonderem Maße herausfordert.

 

Zeichnung kann sehr direkt, unmittelbar sein, bei Franzen jedoch entzieht sie sich bereits im Entstehen (Koja Reichert, 2011). Seit einiger Zeit baut er Räume in Räume ein. 2010 ließ er ein Haus in der Temporären Kunsthalle in Berlin über den Boden schweben. Der Besucher schob sich wie in eine Tauchglocke in das Haus hinein, das ihn mit filigran gesponnenen Zeichen empfing. Ein anderes Mal, im Schloss Moyland, baute er von Tür zu Tür einen Tunnel von 20 Meter Länge mit Giebeldach. In diesen ging man hinein und die Zeichenwelt entfaltete sich wie in einer Art verschlüsselter Bildergeschichte nach und nach. Heiner Franzen erklärte in einem Interview: „Es ist im Prinzip, als würdest du in deinem Kopf spazieren gehen. Du willst wissen, was dahinter liegt, baust aber erstmal etwas, damit du nicht weißt, was dahinter liegt.“

 

Bei seiner Ausstellungseröffnung am 4. November 2014 im Kunstverein Wolfenbüttel agierte Heiner Franzen verborgen hinter einer 5,70 m langen weißen Stoffwand und ließ die mit blauer Tusche gezeichneten Gebilde, manche auch als Characters bezeichnet, den Stoff durchtränken und so wie von Geisterhand auf der riesigen Fläche erscheinen.