Siegfried Neuenhausen

pandemische Collagen

reichsstraße 1
38300 wolfenbüttel
mi. bis fr. 16–18 uhr
sa. und so. 11–13 uhr

Stefan Neuenhausen

Im November 2021 ist der in Hannover lebende Bildhauer, Grafiker, Maler und Projektemacher Siegfried Neuenhausen 90 Jahre alt geworden. Dieses Lebensjubiläum nimmt der Kunstverein Wolfenbüttel zum Anlass (erneut nach 1996) in einer Einzelausstellung eine Auswahl der 2020 und 2021 entstandenen  „Pandemischen Collagen“ zu zeigen. Ausgangspunkt und Rohstoff für diese insgesamt 45 großformatigen Collagen sind zerschnittene schwarz-weiß Holzschnitte, die 1990 aus Anlass der Wiedervereinigung unter dem Titel „Deutsch-deutsche Blätter“ entstanden waren. 
Trotz seiner schweren und fortschreitenden Augenkrankheit konnte der Künstler aus den kontrastreichen Holzschnittfragmenten und Bildschnipseln im Spannungsfeld zwischen Collage und Decollage eine Fülle neuer Bildformen entwickeln. Da der Künstler beim Zusammenkleben der Collagen wegen seiner Sehschwäche Details nicht mehr wahrnehmen kann, ist "präzise Ungenauigkeit“ ein Merkmal seiner Collagen. 

Neben den Collagen wird eine Auswahl seiner „Bücher“ zu sehen sein. - „Vielseitige Mischungen aus Zeichnung, Foto, Collage, Text und Malerei“. Die eigene Befindlichkeit, politische Ereignisse, Erinnerungen und die Planung künstlerischer Projekte, all das wird miteinander verbunden. Die insgesamt 80 sehr unterschiedlichen Zeichenbücher, aber auch Fotoalben, alte Kontobücher und Poesiealben vom Flohmarkt, sind so etwas wie Neuenhausens visuelle Tagebücher. Sie sind über Jahrzehnte entstanden.   

 

Siegfried Neuenhausen wurde 1931 in Dormagen am Rhein geboren. Von 1962 bis 69 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei und Kunsterziehung und war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Von 1960 bis 64 arbeitete er als Kunsterzieher in Hannover und lehrte von 1964 bis 1996 als Professor an der HBK Braunschweig. Zwischendurch nahm er Gastprofessuren in San Antonio/Texas und Bandung/Indonesien war. Neuenhausens vielgliedriges Werk umfasst Skulpturen, Malerei, Grafik und Künstlerbücher sowie Kunst im öffentlichem Raum. 
Von besonderer Bedeutung sind ab 1978 die Bildhauerprojekte mit Gefangenen und Patienten in psychiatrischen Kliniken. Bekannt wurde Neuenhausen 1968 mit der 9-teiligen Skulpturengruppe „Bürger von B.“. Seine gesellschaftskritischen Werke wurden seitdem in vielen deutschen und einigen ausländischen Museen und Galerien ausgestellt, u.a. in Kiel, Köln, Aachen, Hannover, Seoul, Houston, Berlin, Wolfenbüttel und Hamburg. 

Von 1986 bis 1988 war er erster Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes. Für sein künstlerisches Werk erhielt er mehrere Preise. Für sein kulturpolitisches Engagement wurde er 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. 1983 erwarb Neuenhausen in Hannover-Hainholz die ehemalige Kornbrennerei, die er in den folgenden Jahrzehnten zu einem Künstler-Wekhof ausbaute. Von hier aus realisierte er im Rahmen der Stadtteilsanierung von 2005 bis 2012 eine Folge großer keramischer Skulpturen unter Mitarbeit zahlreicher Bewohner_innen des Stadtteils. Diese Werke wurden mit dem Innovationspreis des Fonds Soziokultur ausgezeichnet. Seit einigen Jahren schränkt eine fortschreitende Augenkrankheit die künstlerische Arbeit Neuenhausens ein. 

 

 

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